Geschichte der Perikopenordnung

Das gottesdienstliche Leben der evangelischen Kirchen in Deutschland war lange Zeit gekennzeichnet durch eine Vielfalt jeweils eigener agendarischer Ordnungen, Predigttexte und Gesangbücher. Zwischen den beiden Weltkriegen gaben geistliche Erkenntnisse und gemeindliche Erfahrungen Anstöße zu weitreichender liturgischer Erneuerung. So kamen auch die Gemeinsamkeiten, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (vgl. Eisenacher Perikopen 1896, Band 1 und Band 2) bereits angebahnt hatten, nach der 1948 erfolgten Gründung der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) schnell voran. Erstmals seit der Reformation entstanden gemeinsame Gottesdienstordnungen und ein gemeinsames Gesangbuch.

Im Jahre 1949 beschloss die VELKD ein gemeinsames Lektionar, das erste seit der Reformation, das 1953 erschien und danach auch in anderen evangelischen Kirchen eingeführt wurde. Es half zu einer einheitlicheren Ordnung des Kirchenjahres. Dem Beschluss folgte die Arbeit an neuen Predigttextreihen. Seit 1951 wurde eine neue Predigttextordnung auf breiter Ebene erprobt. Diese fügte den beiden "altkirchlichen" Lesungsreihen, die beide als Predigttexte dienten, weitere Reihen hinzu. Die "Ordnung der Predigttexte" von 1958 mit ihren Reihen III - VI fand weite Verbreitung.

Als Folge der römisch-katholischen Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil wurden, parallel zu ähnlichen Reformen in Skandinavien und Nordamerika, die Reihen I (Evangelien) und II (Episteln) zum 1. Advent 1972 einschneidend revidiert, dazu eine alttestamentliche Lesereihe neu konzipiert. Dies erforderte tiefe Eingriffe in die Reihen III bis VI. Deren Revision führte zur Lese- und Predigttextordnung 1977, eingeführt am 1. Advent 1978.

Nähere Informationen dazu finden im Perikopenbuch

Am 1. Advent 2018 trat EKD-weit die neue „Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder“ (OGTL) in Kraft. In ihr ist geregelt, welche Texte aus der Bibel an einem bestimmten Sonn- oder Festtag im Gottesdienst gelesen werden und welche Texte Grundlage der Predigt sind. Außerdem sind jedem Sonn- und Festtag zwei Lieder zugeordnet, die in einem besonderen Zusammenhang mit den jeweiligen biblischen Texten stehen, sowie ein Gebetspsalm, ein Bibelvers als geistliches Leitmotiv für die Woche oder den Tag („Spruch der Woche bzw. des Tages“) und ein Bibelvers als Zwischengesang zum Halleluja-Ruf. (siehe Perikopenrevision)

 


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Publikationsdatum dieser Seite: 02.04.2024 15:55